3. EMG-Stratosphärenflug

Ballonstart mit Panne

Irgendetwas geht immer schief. Und das ist beim dritten Stratosphärenflug des Ernst-Mach-Gymnasiums nicht anders.Vier Wochen nach dem verregneten ersten Starttermin des dritten EMG-Stratosphärenflugs strahlt immerhin die Sonne vom Himmel, während Projektleiter Michael Schröder und sein Team routiniert die letzten Handgriffe an einer Schuhkarton großen Styroporbox erledigen.

Die einmal mehr prall mit Hightech-Modulen bestückten Styroporbox soll - angehängt an einen Helium gefüllten Wetterballon - in Kürze eine Fahrt in über 35.000 Meter Höhe antreten. Was man der Box nicht ansieht, ist die akribische und langwierige Vorbereitungszeit, die die Schülerinnen und Schüler vor allem in die Programmierung der beiden Raspberry-Pi-Prozessoren gesteckt haben.

Die zwei Kompakt-Computer sollen auch diesmal die verschiedenen Sensoren und die beiden Kameras ansteuern. Und auch diesmal sind – wie bei den beiden Vorgängermissionen – ein GPS-Modul sowie Temperatur und Drucksensoren mit ihm Gepäck. „Außerdem wollen wir erstmals mit einem Geiger-Müller-Zählrohr auch Messdaten zur radioaktiven Höhenstrahlung aufzeichnen“, verrät Michael Schröder vor dem Start.

Sehr wohl anzusehen ist der Styropor-Messsonde aber die große gestalterische Finesse, mit der die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler hier zu Werke gegangen sind. Die golden eingefärbten Richtungsstabilisatoren und das farblich aufwändig gezeichnete Logo setzen erst einmal neue Design-Maßstäbe.

Eine weitaus bedeutendere Botschaft sendet der MPI-Kurs aber in der Gestaltung des kleinen Kunststoff-Astronauten, der diesmal den prominenten Kameraplatz an der Außenseite der Sonde bekommt. Er ist eigens im schuleigenen 3D-Drucker in den ukrainischen Farben produziert worden – nicht zuletzt auch als Zeichen der Solidarität zu zwei Mitschülerinnen.

„Nia und Polina mussten aus der Ukraine fliehen. Sie leben jetzt hier in Hürth, besuchen das EMG und unseren MPI-Kurs. Wir möchten den beiden Mädchen zeigen, dass sie und ihre Landsleute hier nicht alleine sind“, erklärt Michael Schröder.

Noch sind der gelb-blaue Astronaut und der Rest der wertvollen Fracht aber nicht in der Stratosphäre. Etwa 4000 Liter Helium müssen zuvor noch in den Wetterballon gefüllt werden. Ein heikler Teil der Mission, da die empfindliche Gummihaut des Ballons nicht verletzt werden darf.

„Beim Fixieren des Einlassschlauchs ist es dann aber doch passiert. Ein Kabelbinder hat die Ballonhaut verletzt. Das Loch war zwar klein, aber da sich der Ballon weiter oben aufbläht, wird auch das Loch immer größer“, beschreibt Michael Schröder die Panne. Irgendetwas geht eben immer schief.

Eine schnelle Entscheidung muss her: Trotz des Loches starten? Das Loch zu Lasten der Elastizität überkleben? Oder im Chaos von über 100 Umzugskartons den Ersatzballon suchen? Schnell war der Ersatz in „Karton 59“ lokalisiert, und dank einer konzertierten Suchaktion konnte der zügig ausfindig gemacht werden.

15 Minuten später beginnt Michael Schröder dann endlich mit dem Countdown. Dutzende von Schülerinnen und Schüler stimmen ein. Ein immer wieder erhebender Moment, der wohl nie zur Routine wird. Der dritte EMG-Stratosphärenballon ist gestartet. Die Pannenserie ist aber noch nicht zu Ende.

Gregor Evers

 

Fortsetzung folgt ….

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