Endlich wieder Klassenfahrten: Q2 in Berlin

Bunte Berlin-Fahrt beendet Schulfahrt-Abstinenz

Ende September 2020 passierte etwas für das Jahr sehr Ungewöhnliches. Die Corona-Pandemie hatte dem Fahrtenprogramm des EMG nun bereits für einige Zeit einen Strich durch die Rechnung gemacht, doch plötzlich öffnete sich ein kleines Fenster: eine Studienfahrt in 2021 schien möglich! Mit Eifer und Hoffnung auf eine tolle, gemeinsame Fahrt mit der gesamten Stufe Q2 (einige wenige fuhren in den LK-Koop-Kursen des ASG mit) stürzten wir uns in die Planungen.

Auch wenn diese pandemiebedingt immer wieder Änderungen unterworfen waren, hatten wir ein Jahr später alles zusammen: 47 Schülerinnen und 33 Schüler, acht Lehrkräfte, Bahntickets, Unterkünfte, Programmplanung und ein großer Rucksack voll mit Testkits! Ja, die Tests mussten mit, denn noch am Kölner Hauptbahnhof mussten wir vor der Abfahrt am Sonntagvormittag testen und innerhalb der Woche auch noch zwei Mal. Dennoch dämpfte die obligatorische Maske am Sonntagmorgen im ICE nur den Atem, aber kaum die Vorfreude!

Schon im Vorfeld konnten die Schülerinnen und Schüler aus einem vielfältigen Programm im Spannungsfeld von Didaktik und Erlebnispädagogik wählen, sodass jeder Tag eine kulturelle, geschichtliche, sportliche oder auch naturwissenschaftliche Herausforderung bereithielt.

Körperlich gefordert wurden die Schülerinnen und Schüler neben einer Radtour am Montag (s.u.) bei den täglich stattfinden Exkursionen, Spaziergängen oder einer freiwilligen Joggingrunde. Die erste unfreiwillige Sportaktion und Herausforderung der Studienfahrt war allerdings der halbstündige Fußweg nach der fünfstündigen Bahnanreise – mit gepackten Koffern über teils sehr holpriges Pflaster. Und dies nur weil die Reiseleitung (die „Berliner Bären“) die S-Bahn der U-Bahn mit Umsteigen und Station direkt vorm Hotel vorzog. Aber so lernten wir bereits in der ersten Stunde des Aufenthalts in Berlin unseren Kiez für die kommende Woche kennen.

In Berlin am Sonntagnachmittag angekommen, ging es am Montag um 10 Uhr mit einem, für einige Teilnehmer eher sportlichen als kulturell, historischen Programmpunkt los: einer dreistündigen Fahrradtour durch Berlin unter dem Titel „Mauertour“ – aufgeteilt in sechs Gruppen. Immer wieder erfuhren wir durch unsere kompetenten Guides an verschiedenen geschichtsträchtigen Orten Interessantes und bislang für viele Schülerinnen und Schüler Unbekanntes über die Trennung von Ost- und Westberlin und dem Mauerbau und den späteren Protestbewegungen, die den Anfang des Endes der DDR darstellten.

Deutsch-deutsche Geschichte in vertiefender und unmittelbarer Anschauung gab es auch am Donnerstagvormittag im ehemaligen Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen zu sehen: Die totalitäre Überwachung durch die Staatsicherheit der DDR und deren perfide, panoptische Methoden. In fünf Kleingruppen wurden wir nach einem einleitenden Film über die Geschichte des Gefängnis-Komplexes entweder von einem Historiker/einer Historikerin oder einem Zeitzeugen / einer Zeitzeugin über das Gelände und in die Gebäude geführt. Die Zeitzeugen waren häufig mit sehr jungen Jahren unschuldig inhaftiert worden. Sie berichteten beeindruckend u.a. von völlig überraschenden Festnahmen, den zum Teil menschenunwürdigen Umgangsweisen (z.B. mehr als 40 Stunden schlaflos) und Verhören in der Stasi-Haft, die oft länger als 24 Stunden dauerten. „Das ging unter die Haut“, waren sich die Schülerinnen und Schüler einig, so-dass das Gehörte noch in anschließenden Gesprächen Thema war.

Das Deutsche Spionagemuseum, das genau dort steht, wo bis 1989 noch die Berliner Mauer stand, bot einen weiteren einzigartigen Einblick in das Schattenreich der Spione. Dabei standen uns moderne Technologien zur Seite, um die raffinierten und zum Teil sehr abstrakten Methoden der Spionage kennenzulernen. Wir konnten erfahren, wie Agenten zur Zeit der DDR arbeiteten – von einfachen Wanzen in Wänden oder Schuhen bis hin zu fotografierenden Autos, die durch die Infrarotstrahlung auch Bilder bei Nacht schießen können. Zudem konnte man auch einen Laserparcours durchlaufen und eine Bombe entschärfen, sowie Wanzen aufspüren und testen, wie sicher das eigene Passwort ist.

Ein Besuch des Bundestages mit der "Fetten Henne" und dem spektakulären Aufstieg auf die Reichstags-kuppel war unserer Gruppe in Coronazeiten leider nicht möglich.

Dafür lernten die Schülerinnen und Schüler weitere interessante Seiten Berlins auf individuellen Erkundungen nach den Wahlpflichtprogrammpunkten, teils mit oder auch ohne Lehrer, kennen. So zum Beispiel eine Kleingruppe, die nach dem Besuch des Olympiastadions frisch gestärkt mit „dem besten Döner Berlins“ in Kreuzberg und einem Spaziergang auf der Bergmannstraße weiter zum ehemaligen Berliner Flughafen Tempelhof zog, der seit 2008 stillgelegt sein Dasein fristet und als Tempelhofer Feld zum Chillen, Joggen, Picknicken, Radfahren und auch Minigolfen einlädt. Gleichzeitig lernten die Schülerinnen und Schüler hier nebenbei etwas über die Bedeutung des Ortes in der Geschichte, z.B. als Zielflughafen der berühmten „Rosinenbomber“, die den eingekesselten Teil Westberlins mit Konsumgütern versorgten.

Ebenso interessant wie neu war für alle der Kienbergpark mit den „Gärten der Welt“ im Osten der Stadt. Hier fuhr man mit einer Seilbahn in die Gärten des Parks, die, wie der Name sagt, landestypisch gestaltet sind. An der Mittelstation der Seilbahn gibt es das sog. „Wolkenhain“, ein Aussichtsturm, von dem man einen Fernblick bis zum Fernsehturm und darüber hinaus hat.

Andere Schülerinnen und Schüler erkundeten die Gemäldegalerie, Checkpoint Charlie, das Stasimuseum, den Kurfürstendamm, die East Side Gallery, das Holocaust Mahnmal, das Technikmuseum, das Computerspiele- und auch das Naturkundemuseum, den Fernstehturm, den Berliner Zoo, die Siegessäule und das Brandenburger Tor. Auch das Verweilen an der Spree und auf der Museumsinsel durfte natürlich nicht fehlen, ebenso wenig Shoppingexkursionen auf der Friedrichstraße und in der Mall of Berlin, das Durchstöbern der Hackeschen Höfe, Schlendern Unter den Linden und die Erkundung des Olympiastadions am anderen Ende der Stadt.

38 Teilnehmer der Fahrt sahen sogar noch ein zweites Brandenburger Tor – eines für das der Name noch treffender ist, da es in der Hauptstadt des benachbarten Bundeslandes Brandenburg steht: in Potsdam. Früh am Mittwochmorgen fuhr ein Großteil der Stufe mit der Bahn nach Potsdam und verbrachte dort einen sonnigen Tag mit Lustwandeln in den Gärten und Schlössern von Sanssouci und einer Besichtigung des Schlosses Cecilienhof. Ebenso wurde die Altstadt erkundet und das Holländische Viertel mit den schönen Ziegelsteinhäusern. Die Physiker waren begeistert vom Einsteinturn, ein Observatorium auf dem Telegrafenberg in Potsdam Babelsberg.

Besonders schön waren im Anschluss an die Tagesaktionen auch die gemeinsamen Abende. Dabei war das „Abendprogramm“ immer ein anderes: Fahrten in Kleingruppen zum Alexanderplatz (nur zwei U-Bahn Stationen entfernt) oder auch darüber hinaus, „Wizard“ Spielen im Hotel bis in die frühen Morgenstunden oder auch zwei gemeinsame Abende mit der ganzen Stufe im „Prater“ um die Ecke und im Irish Pub mit Dart-, Kicker- und Prömpelwettkämpfen zwischen Lehrern und Schülern. Déjà-vu-Momente gab es auch an drei (!) Abenden: Dienstag, Mittwoch und Donnerstag um Mitternacht traf sich die Mehrheit der Stufe vor dem Hotel, um lauthals ein „Happy Birthday“ für eines der insgesamt vier „Geburtstagsmädchen“ anzustimmen. Kuchen und Kerzen durften auch nicht fehlen, so dass der Geburtstag in Berlin für alle Gefeierten sicher in bester Erinnerung bleiben wird.

Müde nach einer langen Rückreise mit der Bahn inklusive Umstieg in Hannover, aber mit vielen Eindrücken reicher, erreichten wir am Freitagabend den Kölner Hauptbahnhof, wo zum guten Abschluss der Fahrt noch einmal die Testkits rausgeholt werden mussten – alle Tests glücklicherweise mit negativem Ergebnis.

Und hier noch unser stufenspezifisches Berlin von A-Z:
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Kathrin Kessen

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