EMG-Stratosphärenflug - Teil 3: Die Bergung

Schatzsuche auf der Müllkippe

Das Waldstück, aus dem sich der GPS-Tacker zum letzten Mal gemeldet hat, besteht aus gut 40 Meter hohen Nadelbäumen. Auf dem Boden fehlt von unserer Sonde jede Spur. Was tun, wenn wir unser wertvolles Paket in unerreichbarer Höhe entdecken. Wir diskutieren, ob ein Anruf beim Technischen Hilfswerk Aussicht auf Erfolg haben könnte. Nach dem etwas holprigen Start des ersten EMG-Startosphärenflugs und der emotionsreichen Ortung auf der A3 wäre es ja auch zu schön gewesen, wenn einmal alles glatt liefe.

Zumindest sah es zunächst so aus. Noch drei weitere Male hat der Tracker frische Koordinaten übermittelt - die letzten beiden Standorte gerade fünf Meter voneinander entfernt. „Dort muss der Landepunkt sein“, freut sich Michael Schröder und fügt beim Blick aufs Handy hinzu: „Wir kommen mit dem Auto sehr nah `ran.“ So biegen wir hinter Beselich von der B49 ab und parken die Autos auf einem Feldweg. Die Türen springen auf, noch bevor die Fahrzeuge richtig zum Stehen gekommen sind.

Doch obwohl sich neben den fünf EMG-Physikern noch vier Lehrerkinder an der Suche beteiligen, fehlt von der weißen Styroporsonde jede Spur. Wir versuchen es mit einem weiteren Anruf und entdecken eine verspätet eingelaufene SMS als Antwort auf einen Anruf, der bereits über eine Stunde zurückliegt. Hektisch werden die Kartenapps mehrerer Handys mit den neuen Koordinaten gefüttert. Die zeigen einen Standort 200 Meter entfernt auf einem Betriebsgelände an.

Das Abfall- und Wertstoffzentrum Limburg – Weilburg hat seit 15:45 Uhr geschlossen. Ob es pädagogisch vertretbar ist, im Beisein der Kinder über den Zaun zu klettern? So weit kommt es nicht. Wir fangen Raphael Graumann, einen Mitarbeiter der Deponie, am Einfahrtstor auf dem Weg ins Wochenende ab. „Ich hab‘ so eine Kiste gesehen“, berichtet er. „Die ist im Container gelandet.“ Na klar, wir sind auf einer Mülldeponie. Wofür soll man eine mitten im Bauschutt liegende Styroporkiste halten, wenn nicht für Abfall.

Herr Graumann verlängert seine Arbeitswoche um weitere zehn Minuten und drückt uns nach kurzer Suche schließlich eine uns sehr vertraute Styroporbox in die Hand. Die beiden Stabilisatoren sind abgerissen, die Bodenkamera ist zerstört und auch die Legomännchen haben es nicht geschafft. Egal – die Sonde ist geborgen. Bereits zum dritten Mal werden wir heute von Glückshormonen durchströmt.

Auf dem Heimweg herrscht eine fast andächtige Ruhe. Michael Schröder prüft per W-Lan, ob sich das erhoffte Bild- und Datenmaterial auf den Speicherkarten der beiden Raspberry-Pi-Prozessoren befindet. Wir haben die Schatztruhe gehoben. Jetzt muss sich zeigen, was sich in ihrem Inneren befindet.

Gregor Evers

Teil 1: Der Start
Teil 2: Die Ortung
Teil 4: Die Landung
Teil 5: Magische Bilder

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