Lucia besucht die Juniorakademie in Jülich
Verschiedene Unendlichkeiten und vieles mehr
In den diesjährigen Sommerferien hatte ich die Möglichkeit, an der Juniorakademie 2024 in NRW teilzunehmen. Ich konnte viel lernen und neue Leute kennenlernen. Aber wie bin ich überhaupt dazu gekommen?
Im Januar hat mein Lehrer Daniel Knippertz vierzehn Mitschüler*innen und mir mitgeteilt, dass wir als Kandidat*innen für die Juniorakademie in Frage kommen. Nachdem sich dann vier von uns beworben haben, wurde ich nach einem langen Auswahlverfahren ausgewählt.
Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, bei so einer Akademie teilzunehmen, da insgesamt nur etwa 150 von fast 1.000 Schüler*innen in ganz NRW ausgewählt werden konnten. Als ich dann erfahren habe, dass ich angenommen wurde, war ich überglücklich, konnte mir aber gar nicht vorstellen, wie das alles ablaufen würde.
Ich erhielt einen Platz im Kurs Graphentheorie in Jülich, von den insgesamt neun verschiedenen Kursen, die an drei Standorten angeboten wurden. Ich durfte mir den Kurs wünschen und hatte ihn als Zweitwunsch angegeben. Also war ich mit meiner Auswahl gut zufrieden.
Obwohl die Kursbeschreibung recht kurz war und ich mir zunächst nicht viel darunter vorstellen konnte, hat der Name des Kurses - als ich dann dort war - für mich Sinn ergeben, und ich konnte sehr viel zu diesem Thema lernen.
Im Kurs Graphentheorie wurden uns zunächst die Basics beigebracht. Wir erhielten Fachbegriffe und stiegen dann richtig ins Thema ein. Graphentheorie hat sehr viel mit Mathematik zu tun, demnach beschäftigten wir uns auch mit Beweisen. Hauptsächlich ging es aber um Graphen, wobei der Mathematiker Leonhard Euler einen großen Teil des Kurses ausmachte. Einmal hielten unsere zwei Kursleiter sogar eine Vorlesung über verschiedene Unendlichkeiten, und in den letzten Stunden programmierten wir beispielsweise die Fibonacci-Zahlen.
Wir waren insgesamt zehn Tage in der Juniorakademie. Am ersten Tag ging alles noch entspannt. Ich konnte meine zwei Zimmermitbewohnerinnen kennenlernen sowie die anderen Kursteilnehmer*innen aus meinem Kurs. Wir hatten ein großartiges Gelände mit unseren Hotelzimmern, direkt neben einer Schule mit Sporthalle und allem möglichen, sowie einer Aula und dahinter das sogenannte „Science College“, wo wir unsere Kurse hatten.
Unser Tagesplan schien sehr vollgepackt, aber nach ein paar Tagen stellte sich heraus, dass wir mehr Freizeit hatten, als es zunächst aussah. Morgens gab es die Option, Frühsport zu machen, was ich jedoch nicht genutzt habe. Ab halb acht hatten wir eine Stunde Zeit zum Frühstücken, gefolgt von einem kurzen Plenum, in dem wir uns mit allen Kursleitern im Science College trafen. Über den Tag verteilt hatten wir dann täglich insgesamt fünf Stunden Unterricht, was ziemlich anstrengend war. Aber wir hatten auch einige Pausen, darunter eine Mittagspause.
Wir hatten sogar Chorunterricht, in dem wir die witzigsten Lieder sangen. Obwohl ich eigentlich kein Fan davon bin, hat es mir viel Spaß gemacht, da unser Chorleiter den Unterricht sehr gut geleitet hat. Nachdem wir abends bis halb sieben den letzten Kurs hatten, konnten wir bereits zum Abendessen gehen.
Doch der Tag war damit noch nicht vorbei, denn danach sollten wir eigene Kurse führen – die sogenannten KüAs (kursübergreifendes Angebot). Es gab ein zahlreiches und vielfältiges Programm. Wir hatten sportliche Angebote wie Standardtanz, Fußball, Volleyball und einen Mix aus Yoga und Karate, aber auch KüAs wie Origami, Armbänder basteln, ein Haribo-Quiz, ein Krimi-Dinner, einen Spieleabend und sogar eine Hochzeits-KüA.
All das und noch mehr konnten wir abends machen, und wer Musikinstrumente spielte, konnte auch im Orchester mitmachen. Gegen 22 Uhr sollten wir dann auf unseren Zimmern sein, sodass meine zwei Freundinnen und ich abends quatschten, Spiele spielten und noch viele andere Sachen machten.
Dieser Ablauf war normalerweise so gestaltet, aber wir besuchten auch an einem Donnerstag das Forschungszentrum in Jülich, wo wir ganz andere Eindrücke zu verschiedenen Themengebieten bekamen. Es wurde eine Präsentation gehalten, und wir erhielten eine kleine Führung über das weitläufige Gelände des Forschungszentrums und konnten dann in drei verschiedenen Gruppen unterschiedliche Abteilungen besuchen.
Ich meldete mich für den Bereich Mikroskopie, wo uns viele neue Sachen zu den verschiedenen Mikroskopen erklärt wurden. Ursprünglich hatte ich mir vorgestellt, dass wir nur kleine klassische Mikroskope wie aus der Schule anschauen würden, aber diese sahen dort ganz anders aus. Beispielsweise konnten wir das Gerät „PICO“ ansehen, das eine Rekordauflösung von 50 Milliardsteln Millimetern erreicht und es Forschern aus Wissenschaft und Industrie ermöglicht, atomare Strukturen in größtmöglicher Genauigkeit zu untersuchen. Es wurde generell sehr viel erklärt und natürlich konnte ich nicht alles in meinem Kopf behalten, aber allein diese Erfahrung zu machen, war schon großartig.
An einem der Tage war auch ein sogenannter Rotationstag, an dem wir verschiedene Aufgaben für die jeweils anderen Kurse machen sollten. Der Nanotechnologiekurs hatte einen Escape Room, der Mikrocontrollerkurs stellte seine erbauten und programmierten Projekte vor, darunter auch ihren eigenen Roboter. Auch mein Kurs organisierte eine Art Rallye, bei der wir das, was wir gelernt hatten, möglichst einfach erklärt haben und die anderen die Aufgaben lösen mussten. Dieser Tag machte tatsächlich viel Spaß, und es war unheimlich interessant, mal einen Einblick in die anderen Kurse zu bekommen.
Am letzten Tag präsentierten wir unseren Familien, was wir gelernt hatten, und erhielten unsere Urkunden. Obwohl wir nur zehn Tage zusammen waren, fiel mir das Abschiednehmen von meinen neu gewonnenen Freund*innen schwer. Trotzdem haben wir weiterhin Kontakt, und einige werde ich sogar beim Nachtreffen im Herbst wiedersehen.
Das Schönste an der Juniorakademie war, neue Leute kennenzulernen und neue Freundschaften zu schließen. In nur wenigen Tagen haben wir so viel miteinander erlebt, und mir sind meine neuen Freund*innen schnell ans Herz gewachsen. Wir hatten viele schöne gemeinschaftliche Erlebnisse, was ich zuvor nicht erwartet hätte. Ich hatte mir ein langweiligeres Programm vorgestellt, aber wurde wirklich sehr positiv vom Gegenteil überzeugt.
Wir konnten Dozentinnen kennenlernen, die uns neue Sachen beigebracht haben, wir trafen sogar den Busfahrer des FC Bayern München, der zufällig im selben Hotel übernachtete und die Abende waren sowohl entspannt als auch aufregend, und wir haben die lustigsten Insider.
Es war wirklich eine wunderbare Zeit, und ich kann die Juniorakademie nur jedem empfehlen, der die Möglichkeit dazu hat!
Lucia Wappenschmidt